kurzfristige Zuckerkrankheit durch Cortison hervorgerufen
Alter & Herkunft der Ratte: 9 Monate alter kastrierter Rattenbock aus dem Tierheim

Faramir
erste Auffälligkeiten:  er kam schon mit neurologischen Störungen aus dem TH zu mir. Seine Wahrnehmung war sehr eingeschränkt (siehe auch hier).
Dann veränderte sich schleichend sein Verhalten:
1. vermehrte Ruhephasen
2. legt sich häufig auf kühle Unterlagen
3. starrer Blick, große Augen
4. seine schon eingeschränkte Wahrnehmung ist definitiv schlechter geworden

In dieser Zeit habe ich ihn das erste Mal schlapp und kalt in seiner Hängematte gefunden, Ohren nach hinten bewegend, als ob er leicht würgen würde...
verschlucken kann nicht ausgeschlossen werden, war mir da aber in seinem Fall nicht so sicher, dass das Würgen daher kam.
Da Faramir sehr schlapp und kalt war, gabs vom TA Cortison (Voren) gespritzt und er erholte sich binnen Minuten sofort, als wenn nix gewesen wäre.
Nach einiger Zeit habe ich ihn wieder schlapp+kalt+würgend(??) vorgefunden und wieder gab es Cortison (Voren) und genau 2 Tage danach begann er viel
zu pinkeln (war wirklich nicht zu übersehen, er lag praktisch immer in seinem Urin) und viel zu trinken und die anderen Ratten waren gierig auf diesen Urin.
Hier sieht man 1/3 der Urinpfütze,  die ihn immer umgab..

Am 3 Tag hatte er sichtbar eingefallene Flanken und stark an Gewicht verloren...innerhalb 2d waren es 100g! Zudem wirkte er konfuser bzw. schreckhafter
und kaute sehr langsam sein Leckerli. All dies sprach für eine Zuckerkrankheit, welche entweder nun richtig "ausgebrochen" ist oder kurzfristig durch das sich
im Körper befindene Cortison ausgelöst wurde.

Es mußte ganz schnell was passieren, er baute innerhalb von Stunden ab, weshalb sich der TA für Insulin entschied, jedoch ohne vorherige Untersuchung auf
den Zuckerwert, da wir schnell handeln wollten und nicht viel zu verlieren hatten.
Der TA meinte, ich sollte Glukoselösung bereitstellen, falls Faramir nun unterzuckern sollte.
Faramir ging es 3h nach der Insulinspritze sehr gut  :-)

Wegen dieser Unterzuckerungsgefahr darf/muß er auch die ganze Zeit naschen, was er will...schon merkwürdig, Insulin und Naschies gleichzeitig.

Nach einigen Tagen der Insulinbehandlung normalisierte sich sein Zuckerhaushalt und das Insulin wurde abgesetzt.

Tierärtzliche Untersuchung und Behandlung
Beim Rattenbock wurde mehrmals der Blutzuckerwert während der Insulinbehandlung bestimmt. Der Tropfen Blut wurde aus der Fußsohle gewonnen, da
genügte ein kleiner Pieks.

mit diesem Gerät benötigt man einen nur sehr kleinen Blutstropfen
(kostet nicht viel und man kann Zuhause kontrollieren)

Behandlung
° Antidiabetikum (Markenname Caninsulin ad us.vet.) & Zucker

Verlauf

Datum/Uhrzeit
Gewicht in g
Dosierung Caninsulin: Insulinum 40 U.I.
9.9. / 18°°
560
kein Blutzuckertest     -    0,1ml
10.9. / 10°°
560
Blutzucker vorher bestimmt = H1 (> 600mg/dl)   -   0,1ml
10.9. / 19°°
"
kein Blutzuckertest     -    0,1ml
11.9. / 12°°
560
kein Blutzuckertest     -    4 IE
11.9. / 21°°
"
kein Blutzuckertest     -    6 IE 
12.9. / 17°°
560
Blutzucker vorher bestimmt = 410mg/dl   -   6 IE
13.9. / 17°°
560
kein Blutzuckertest     -    6 IE
14.9. / 16°°
570
kein Blutzuckertest     -    7 IE
15.9. / 17°°
570
kein Blutzuckertest     -    7 IE, danach war er auffällig schlapp (Unterzuckerung??)
16.9. / 17°°
580
Blutzucker vorher bestimmt = 108/115mg/dl   -   3 IE (Unterzuckerung am Vortag bestätigt)
17.9. / 17°°
590
Zucker im Urin negativ, deshalb kein Insulin (auch sein Verhalten sprach gegen Insulinbehandlung)
18.9. /  12°°
590
kein Blutzuckertest     -    2 IE
19.9.
590
kein Insulin, da sein Verhalten gegen Insulinbehandlung sprach
20.9.
590
kein Insulin, da sein Verhalten gegen Insulinbehandlung sprach
25.9.
610
Blutzucker vorher bestimmt = 86mg/dl   -   kein Insulin mehr nöti


Menge in ml oder IE immer nur auf das Gewicht von Faramir bezogen nicht auf kg/KGW

Wegen der Unterzuckerungsgefahr mußte er die ganze Zeit während der Insulinbehandlung Zucker zur Verfügung stehen haben (z.b. Bananenchips,Jogurt,..)!!

Hier eine Arbeit, die sich lohnt zu lesen! Protocol of Insulin Therapy For Streptozotocin-Diabetic Rats Based on a Study of Food Ingestion and Glycemic Variation 

Normalwerte Blutzucker:
"Plasmaglukosespiegel = ~130 mg/dl

VAN ZUPHTEN: Bei der Ratte besitzen die Standardwerte eine sehr große Schwankungsbeite zw. 134-219 mg/dl (= 7,44-12,16 mmol/l), da der Wert
unter Streßbedingungen auf der 2fache des Normalwertes steigen kann.

SHARP: faß den Normbereich mit 80-300 mg/dl (= 4,44-16,65 mmol/L) noch weiter, ebenfalls mit dem Zusatz, dass die Werte in Abhängigkeit von der
Blutentnahmemethode zw. den Labors deutlich variieren können.

Nach Untersuchungen von Gärtner et al.  müssen experimentelle Manipulationen oder Probenentnahmen bei Ratten innerhalb von 100 Sekunden nach dem
ersten Berühren des Rattenkäfigs abgeschlossen sein, um eine stressbedingte Beeinflussung der Blutparameter, u.a. von Glukose, auszuschließen.
In der Literatur werden für Ratten Normwerte für Blutglukose von 6,9 mmol (125 mg/dl) angegeben. Die in der vorliegenden Studie ermittelten Werte
bewegen sich zwischen 5,6 ± 0,4 mM und 6,3 ± 0,2 mM.
Die nach einem Fütterungszeitraum von einer Stunde bestimmte Blutglukose zeigte keine signifikant höheren Werte gegenüber den bei Vergleichstieren vor
Nahrungsaufnahme gemessenen Blutglukosekonzentrationen. Dieses Ergebnis erklärt sich dadurch, dass der Blutglukosespiegel bei Ratten postprandial langsamer
und wesentlich geringer ansteigt als bei Mensch oder Hund. Im Gegensatz zum Menschen, bei dem die physiologische postprandiale Hyperglykämie etwa 60-90
Minuten anhält, bleibt bei der Ratte der postprandial erhöhte Blutglukosespiegel über einen Zeitraum von zwölf bis zu 16 Stunden bestehen. Demnach ist bei der
Ratte eine Stunde nach Beginn des Fressens noch kein signifikanter Anstieg des Blutglukosespiegels zu erwarten.
Dieser für alle Muriden typische postprandiale Verlauf des Blutglukosespiegels steht in direktem Zusammenhang mit der Funktion des als Nahrungsspeicher
dienenden Vormagens, durch den der Drüsenmagen und schließlich das Duodenum über mehrere Stunden kontinuierlich und in Abhängigkeit vom aktuellen
Energiebedarf mit Nahrungsbrei beliefert wird.

Hier noch einiges über Blutwerte

Er hat noch einige Monate nach der letzten Insulinbehandlung als wieder lustiger Kerl  bei mir verbringen dürfen :-)
Todesursache Ende 2006: Einschläferung aufgrund eines nicht behandelbaren Abszesses über der Harnröhre...es folgte keine Obduktion, brachte ich diesmal nicht übers Herz :(

 

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