Hirntumor: epileptsiche Anfälle und weitere neurologische Symptome
Nitis, aus dem Tierheim mit 15 Monaten Jan 2017
(Foto entstand 2 Tage vor seiner Einschläferung mit 26 Monaten)
Verlauf: & Auffälligkeiten
August 2017: 1. (für mich sichtbarer) epileptischer Anfall
("bilderbuchmäßig" nach der Beschreibung der TIHO);
Daraufhin zeigte er eine extreme Schreckhaftigkeit, hauptsächlich auf
Geräusche, die sein Leben echt erschwerte.
Da hier die Ursachenforschung bei Ratten (wenn man kein MRT/CT machen
möchte, um bestimmte Hirnveränderungen sehen zu können)
sehr eingeschrängt waren,
behandelt man alle epileptische Anfälle mit Medikamenten.
Ein erster Therapieversuch mit Diazepam blieb erfolglos.
September 2017: er bekam Phenobarbital. Er hatte keine Anfälle
mehr und vertrug das Medikament sehr gut. Er bekam es 2* täglich
in einer mittelmäßigen Dosis, da gerade dieses Mittel
bei Ratten zu toxischen Leberschäden führen kann
(herantasten an eine optimale Dosis: so wenig Wirkstoff wie möglich,
soviel wie nötig...natürlich nur bis zu einer gewissen
Grenze).
Er bekam keine Anfälle mehr und seine extreme Schreckhaftigkeit war verschwunden.
Ende Dezember 2017: plötzlich auftretende neurologische Symptome,
nur für mich sichtbar, da ich ihn kannte, der Tierarzt konnte
keine Auffälligkeiten sehen. Anhand meiner Beschreibung der
für mich wahrnehmbaren Symptome kamen mehrere Möglichkeiten in Betracht: entweder das Phenobarbital war
für ihn zu hoch dosiert, oder es ist zu Leberschäden gekommen
oder die Ursache
war etwas, was zu einer langsam fortschreitenden
Hirnschädigung führte (wovon man bei Ratten immer ausgehen sollte).
Folgende Auffälligkeiten konnte ich beobachten, zwar nur schwach
erkennbar (beim Tierarzt eben gar nicht): "Schwäche" der
rechten Körperseite (leichte Ataxie),
Wahrnehmungstörungen
beim Sehen
und Hören, Berührungsempfindlichkeit, allgemein wirkte alles
wie leichter Narkosezustand. (dieses kann alles durch das Phenobarbital
hervorgerufen werden)
Um wenigstens das Phenobarbital hier als Ursache auszuschließen,
wurde Blut abgenommen für alle Leberwerte, Stoffwechselwerte und
den Wirkstoffgehalt vom Phenobarbital..
Die Blutabnahme erfolgte, wie immer bei einer größeren
Menge, unter Narkose. Bei ihm brauchten wir 5ml, also ca. 10% seines
Blutvolumens.
Die Blutwerte für Leber und Stoffwechsel waren alle super, nur
Glucose war erhöht, was aber noch im Rahmen bei Ratten unter
Stressbedingungen vorkommen kann.
Der Wirkstoffgehalt für Phenobarbital lag bei
25,4µmol/l (~5,8µg/mL). Ratten sollten im
Bereich von 10-40µg/mL liegen, d.h., wir hätten noch
höher dosieren könnnen,
da es aber bei dieser Dosierung zu keinen weiteren Anfällen kam, haben wir es so belassen.
Seine neurologischen Symptome kamen also weder vom Phenobarbital noch
von einem Leberschaden, also verhärtete sich der Verdacht auf
tumoröse Hirnschädigung.
Er hatte einen weiteren Monat lang weiterhin eine gute Lebensqualität.
Ende Januar 2018: epileptischer Anfall (wieder genauso, wie die
TIHO es bei Ratten beschreibt); danach war er wieder ok, ~24 Stunden
nach dem Anfall musste er eingeschläfert werden,
da jetzt die
Hirnschädigung so weit fortgeschritten war (Verschlimmerung der
neurolo. Symptome und viele kleine Anfälle hintereinander.)
Video 2 Tage vor dem Anfall
Video 24 Stunden nach dem Anfall:
Der nachfolgende Befund erklärte all seine Symptome.
Befund:
Die Erkrankungsursache des euthanasierten Tieres war eine Raumforderung
(ca. 0,8 cm im Durchmesser) in der rechten
Großhirnhemisphäre.
Aufgrund des histologischen Erscheinungsbildes sowie der positiven PAS-
/ PAS-Diastase -Reaktion handelt es sich um einen Granularzelltumor.
Diese Tumore entwickeln sich aus Granularzellen der Meninx und zeigen meist ein expansives Wachstum.
In der Leber lag eine geringgradige Ito-Zell-Hyperplasie vor
Das Knochenmark stellte sich zellreich in allen drei Reihen
hämatopoetischer Vorläuferzellen (erythroisch, myeloisch,
megakaryozytär) dar.
Pulmonaler Lymphknoten, Skelettmuskulatur, Zwerchfell, Zunge, Trachea,
Ösophagus, Herz, Milz, Pankreas, Niere, Blase, Magen,
Dünndarm, Dickdarm, frontaler Kortex,
Hippokampus, Kleinhirn, Stammhirn, Rückenmark in drei
Lokalisationen, Schilddrüse, Nebenniere und Ohr waren histologisch
ohne besonderen Befund.
Nachtrag: der Bruder von Nitis (Amarok) musste 1,5 Monate
später aufgrund eines Tumors im Gehirn eingeschläfert werden.
https://www.hirntumorhilfe.de/hirntumor/symptome/
Neurologischer Ausfall
Taubheitsgefühl (in einer Körperhälfte, an einzelnen Gliedmaßen) -> hatte Nitis
Muskelschwäche und Lähmungserscheinung -> hatte Nitis
Schwindel
Schwerhörigkeit -> hatte Nitis, einseitig
Schluckstörung
Sensibilitätsstörung (z.B. bezüglich Hitze, Kälte, Druck oder Berührung) -> hatte Nitis
Sehstörung (z.B. verschwommen Sehen, Gesichtsfeldausfälle) -> hatte Nitis
Epileptische Anfälle
einfache fokale Anfälle
komplexe fokale Anfälle
generalisierte Anfälle -> hatteNitis
Hier
einiges aus dem Net über Epilepsie bei Ratten:
Die fünf Anfallsstadien, die
an gekindelten
Ratten differenziert werden können, werden folgendermaßen
definiert:
Stadium I: Immobilität,
schwacher Fazialklonus (Schließen
eines oder beider Augen, Zittern der Tasthaare, stereotypes
Schnüffeln)
Stadium II: Zunahme der Schwere
der Fazialklonien (klonische
Kaubewegungen und Kopfnicken)
Stadium III: Klonus der
ipsilateral zur Stimulationselektrode
befindlichen Vorderextremität (zusätzlich zu Symptomen der
Stadien I und
II)
Stadium IV: Klonus beider
Vorderextremitäten mit Aufrichten
Stadium V: Vollbild des
sekundär generalisierten Anfalls
(Aufrichten der Tiere mit anschließendem Verlust der
Stellreflexe, nach hinten
Überfallen,
generalisierte klonische Krämpfe)
(1) Immobilität, Fazialklonus, stereotypes Schnüffeln,
Schließen der Augen,
(2) Nicken des
Kopfes, Steigerung der
Ausprägung des Fazialklonus,
(3) unilateraler
Klonus einer Vorderextremität,
(4) Aufrichten auf die
Hinterbeine, bilateraler Klonus der Vorderbeine,
(5) Aufrichten und Verlust
der Stellreflexe, sekundär generalisierte,
klonische Anfälle.
Alle Krampfstadien sind von
reduziertem sensorischen
Reaktionsvermögen gekennzeichnet.
Krampfbereitschaft und
Blut-Hirn-Schranken-Permeabilität
Der bei entsprechend
anfälligen Ratten leicht durch Schallreize zu
provozierende Krampfanfall
wird oft als,,audiogener Krampf" bezeichnet. Da aber auch
spontane
Krampfanfälle bei
diesen Tieren auftreten und der Schallreiz nut
als Provokation anzusehen
ist, dürfte man wohl mit Recht von epileptischen Ratten
sprechen.
Der Schallreiz ist hier als
spezifische, der besonderen
Geräuschempfindlichkeit der Ratte entsprechende Provokation
aufzufassen.
Der Krampfanfall der Ratte
läßt 3 aufeinanderfolgende,
charakteristische Phasen
erkennen:
1. Laufstadium: Aus einem kurz
andauernden Zustand der
Bewegungslosigkeit
läuft die Ratte plötzlich los, meist vorwärts, manchmal
auch rückwärts auf einer
kreisförmigen Bahn.
Hierbei scheint das Bewußtsein noch
weitgehend erhalten zu
sein, was wir daraus schließen, daß die Ratte in der Lage
ist, etwaigen Hindernissen
auszuweichen. Wenn es sich
um einen durch einen Schallreiz
ausgelösten Zustand
handelt, läßt sich in dieser Phase der weitere Ablauf des
Anfallgeschehens durch
Unterbrechung des Schallreizes
noch unterbinden. Die Dauer dieser 1.
Phase ist sehr
unterschiedlich. Oft geht sie nach weniger als 1 sec in die 2.
Phase über, zuweilen
dauert diese Phase auch länger als 1 min. Bei längerer Dauer
der 1. Phase kommt es meist
nicht zur Entwickhmg der weiteren 2 Phasen, sondern das
Tier
beruhigt sich und bleibt für
etwa 30 min weiteren Schallreizen
gegenüber refraktär.
2. Sprungstadium: Aus dem Laufen
springt die Ratte plötzlich in
heftigen, unkoordinierten
Sprüngen durch den Käfig, ohne hierbei etwaige Hindernisse zu
beachten
oder das Auftreffen auf eine Wand
oder den Boden des Käfigs durch
entsprechende Beinhaltung
abmildern zu können. Vom Beginn des 1. Sprunges an ist
das Unterbrechen des Schallreizes
wirkungslos. Der weitere Verlauf des
Anfalles wird hierdurch
nicht mehr beeinflußt. Oft wird das ganze
Anfallsgesehehen mit
dieser 2. Phase, die dann etwa
30--60 sec dauert, beendet.
3. Krampfstadium: Nach kurzer
Unterbrechung des Sprungstadiums setzt das eigentliche Krampfstadium ein; es wird
meist mit einem tonischen Krampf
eingeleitet,
der in zunehmendem Maße
klonisch wird. Dieser tonische Krampf
betrifft entweder
vorwiegend die Rückenmuskulatur oder die
Extremitätenmuskulatur und
bei dieser wieder entweder die
vorderen oder die hinteren
Extremitäten, so daß sich sehr verschiedene Bilder der
Körperhaltung im Stadium des
tonischen Krampfes
ergeben, die aber für die
einzelnen Tiere immer gleich bleiben.
Während des 2. und 3.
Stadiums reagiert die Ratte auf keinerlei Reize. Nach beendetem
Krampf (ca. 1 min)
ist die Ratte apathisch,
erholt sich aber innerhalb weniger Minuten
wieder. Ein neuer
Krampfanfall ist im allgemeinen erst nach 1 Std auszulösen.
Ein vollkommen
abgelaufener Krampfanfall macht
das Tier somit gegen das
Schallstimulans länger
refraktär als die 1. und 2. Phase des Anfallgeschehens. Zuweilen
geht diese 3. Phase
in einen Status epilepticus
über, der oft zum Tode führt.
Für das Auftreten solcher Anfälle spielt bei der
epileptischen Ratte die Krampfbereitschaft des Individuums eine wesentliche Rolle. diese
Krampfbereitschaft wird durch endogene
und
exogene Faktoren bestimmt .
Es sei hier vergleichsweise auf das oben beschriebene Laufstadium der
epileptischen Ratte hingewiesen;
auch hier ist die Ratte oft durch
ihre starke Muskelaktivität in der Lage, den eigentlichen
Krampfanfall zu umgehen.
Stadium 0 ohne sichtbare
motorische Krampfaktivität fokale
Anfälle
Stadium 1 Immobilität,
schwacher Fazialklonus (stereotypes
Schnüffeln, Schließen des ipsilateralen Auges)
Stadium 2 starker Fazialklonus
(Kopfnicken, Kaubewegungen)
Stadium 3 unilateraler
Vorderextremitätenklonus generalisierte
Anfälle
Stadium 4 Aufrichten des Rumpfes
und bilateraler
Vorderextremitätenklonus
Stadium 4,5 bilateraler
Vorderextremitäten ohne Aufrichten aber
seitlichem Wegdrehen des Rumpfes
Stadium 5 Aufrichten des Rumpfes,
bilateraler
Vorderextremitätenklonus, Verlust der Stellreflexe
(Hintenüberfallen)
Stadium 6 Stadium 5 mit
explosionsartig einsetzendem Rennen und
Springen (running und bouncing)
http://elib.tiho-hannover.de/dissertations/freichelc_2001.pdf
http://www.tiho-hannover.de/fileadmin/user_upload/tiho_hannover/kliniken_institute/13_kleintiere/Downloads/Neurologie/Epilepsieinfo.pdf
http://www.neurologie.ch/index.php/de/epilepsie/156-ethoxusimid-heilt-epilepsie-im-tiermodell
http://www.springerlink.com/content/x514j351648x720g/
http://www.springerlink.com/content/m85051t245wt7742/
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