Folgeerkrankungen nach Kastration: Blutuntersuchungen und Obduktion

Vincent kam zusammen mit seinem Bruder Niklaus im Alter von 2 1/2 Jahren aus dem Tierheim zu mir.
Beide wurden im Tierheim kastriert und bei beiden kam es zu Folgeerkrankungen, die in Zusammenhang zur Kastration standen.
Schon im Tierheim schwoll die Wundgegend sehr stark an.
Leider wurde dies innerhalb fast einem Monat nicht ausreichend behandelt, der Eiter konnte sich bei beiden Ratten innen weiter ausbreiten.

Beide Brüder wurden mehrmals bei meiner Tierärztin unter Narkose nachbehandelt. Beide bekamen seit dem 1. Tag für 4 Wochen Antibiose.
Leider hat dies für Vincent nicht mehr ausgereicht. Er musste leider eingeschläfert werden, da sein Allgemeinbefinden stark reduziert war:
Schmerzen und Appetitlosigkeit, Schmerzmittel hatte er schon vorher bekommen, diese halfen jedoch nicht in diesem Fall.

Klinisches Blutbild und Antikörperuntersuchungen wurden jedoch noch gemacht.
Vincent wurde zur Pathologie TIHO geschickt.


Vincent, als er aus dem TH kam (Auge wurde auch dort entfernt)

Das Blutbild wird durch den Befund der Pathologie bestätigt.
  




Beurteilung:
Erkrankungsursache der euthanasierten Farbratte war eine bilaterale Entzündung des im Leistenkanal gelegenen Fettgewebes sowie hochgradige Leberzellnekrosen.
Möglicherweise besteht ein Zusammenhang zwischen den entzündlichen Veränderungen des Fettgewebes und den Leberzellnekrosen im Sinne einer Sepsis.
Auch die Lymphadenitis und angrenzende Steatitis eines Lymphonodus mesenterialis stehen vermutlich in Verbindung mit den entzündlichen Veränderungen der Beckenhöhle
und weisen auf ein septikämisches Geschehen hin.
Die im linken sowie rechten Musculus quadriceps femoris nachgewiesene Muskelfaseratrophie und Myoregeneration deutet auf einen zurückliegenden Insult,
möglicherweise traumatischer Genese, hin. Die lympho-plasmazelluläre Nephritis kann durch verschiedene infektiöse als auch nicht-infektiöse Noxen verursacht worden sein,
aufgrund der geringgradigen Ausprägung war diese für das akute klinische Geschehen jedoch wahrscheinlich von untergeordneter Bedeutung.
Der Nachweis von einzelnen Sphäroiden, wie im vorliegenden Fall im lumbalen Rückenmark, ist unspezifisch. Es kommen für diese Veränderung verschiedene Ätiologien
infrage, welche anhand der durchgeführten Untersuchungen nicht abschließend geklärt werden konnten.
Die extramedulläre Hämatopoese der Milz sind hinweisend für einen erhöhten Erythrozytenbedarf oder einen bestehenden Entzündungsprozess. Die epitheliale Zyste in
der Schilddrüse ging höchstwahrscheinlich mit keinem Funktionsverlust des Organs einher.
Bei den Lungenatelektasen handelt es sich um agonal bedingte Veränderungen